Research-Publikation der DZ BANK AG

Sonderumfrage Energiekrise

Sonderumfrage: Energiekrise belastet Mittelstand stark

Der Mittelstand hat sich in vergangenen Krisen recht solide erwiesen, doch dem starken Anstieg der Energie-, Rohstoff- und Vorproduktkosten kann er sich nun ebenso wenig entziehen wie der zunehmenden Kaufzurückhaltung im Inland. Auch wenn die rasant gestiegenen Strom- und Gaspreise den Unternehmen derzeit die meisten Sorgen bereiten, steigen die Kosten auf allen Ebenen. Egal ob Vorprodukte oder Metalle und Metallerzeugnisse, fast nirgendwo kann bei der Kostenentwicklung wirklich Entwarnung gegeben werden. Besonders betroffen von der Energiekrise sind dabei die Mittelständler im Ernährungsgewerbe. Rezession, Zinsanstieg und hohe Inflation lasten aber auch auf der nicht ganz so energieintensiven Baubranche. Dies zeigen die Ergebnisse der im September und Oktober 2022 unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland durchgeführten Sonderumfrage der DZ BANK.

Das stark mittelständisch geprägte Ernährungsgewerbe zählt zu den energieintensiven Industriebranchen. So brauchen beispielsweise Bäcker, Erzeuger von Milchprodukten oder Zucker sowie selbst Getränkehersteller viel Hitze für ihre Produktion, die zumeist mit Gas erzeugt wird. Daher gehört das Ernährungsgewerbe zu den größten industriellen Gasverbrauchern mit einer entsprechend hohen Kostenbelastung. Aber auch andere Industriebranchen zeigen sich überdurchschnittlich stark betroffen, etwa die Mittelständler in der chemischen Industrie, wo Gas nicht nur zur Generierung von Wärme zur Herstellung verwendet wird, sondern bei vielen Erzeugnissen auch als Rohstoff direkt in die Produktion eingeht. Eine Gasmangellage hätte beträchtliche Auswirkungen auf die Industrie, die gesamte deutsche Wirtschaft und den Mittelstand. 44% der Mittelständler gaben in unserer Sonderumfrage an, dass eine Gasmangellage ihr Geschäft erheblich beeinträchtigen würde. Die Betroffenheit steigt dabei tendenziell mit der Unternehmensgröße.

Doppelte Belastung: Kostenseite und Absatzseite

Dabei geraten die Unternehmen in Deutschland derzeit von zwei Seiten unter Druck. So sorgen die stark gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte sowie höhere Einkaufspreise für Dienstleistungen und Fertigprodukte für eine zunehmende Belastung der Margen. Mittlerweile geben vier von fünf Mittelständlern an, dass ihre Margen durch die gestiegenen Einkaufspreise unter Druck geraten sind. Vor einem halben Jahr waren es mit zwei Drittel der Befragten zwar auch schon viele, aber deutlich weniger als jetzt, und im letzten Herbst war es sogar „nur“ die Hälfte. Diese Entwicklung dürfte nicht auf den Mittelstand beschränkt sein. Besonders stark ist der Margendruck aktuell bei den mittelgroßen Mittelständlern und in vielen Industriebranchen, im Bau und im Handel ausgeprägt. Im Ernährungsgewerbe beklagen sich sogar 93% der befragten Mittelständler.
 

Aber auch auf der Absatzseite nimmt der Druck durch die Energiekrise und hohe Inflationsraten zu. Das Konsumklima liegt auf überaus niedrigem Niveau. Privaten Haushalten bleibt wegen steigender Kosten für Energie und Treibstoff sowie für Lebensmittel deutlich weniger Geld für weitere Anschaffungen. Aber auch gewerbliche Kunden werden bei Erzeugerpreissteigerungen in Höhe von 45,8% gegenüber dem Vorjahr und Energiepreiserhöhungen von über 130%, wie sie jeweils im August und September zu beobachten waren, ihr bisheriges Einkaufsverhalten überprüfen.

Preiserhöhungen als mögliche Lösung?

Die Preissteigerungen, die wir Monat für Monat bei Einfuhrpreisen, Erzeugerpreisen und Verbraucherpreisen sehen, sind auch eine Folge der gestiegenen Kostenbelastung der Unternehmen. Dementsprechend wollen auch die mittelständischen Unternehmen diesen Weg weiter fortsetzen. Wie schon vor sechs Monaten planen immer noch fast 80% der befragten Mittelständler, zumindest einen Teil der gestiegenen Kosten auf ihre Kunden umzulegen. Die hohe Inflation ist insofern auch eine Folge der gestiegenen Kostenbelastung. Weitere Ergebnisse und Grafiken finden Sie in unserer aktuellen Sonderumfrage zum Download.