Sonderumfrage Lieferketten
Research-Publikation der DZ BANK AG
Mittelstand geht regionale Abhängigkeit bei Lieferketten an, aber Uneinigkeit bei China
Der deutsche Mittelstand zeigt sich stark betroffen von regionalen Abhängigkeiten der Lieferketten. Besonders hoch sind diese in Bezug auf China sowie Mittel- und Osteuropa. Längerfristig will ein Drittel der Mittelständler seine Lieferketten innerhalb Westeuropas stärken. Große Uneinigkeit besteht bei der zukünftigen Bedeutung Chinas. Während ein Teil der Mittelständler die Lieferverflechtungen ausbauen möchte, plant ein ebenso großer Teil, die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Bemerkenswert ist dabei, dass sich eher die großen Mittelständler mit einem jährlichen Umsatz von über 50 Mio. Euro aus China zurückziehen wollen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Sonderumfrage der DZ BANK AG unter 1.000 mittelständischen Unternehmen.
Die engen internationalen Verflechtungen Deutschlands wurden mit den Lieferengpässen auf eine harte Probe gestellt, denen sich der Mittelstand nicht entziehen konnte. Gut ein Drittel der Mittelständler identifiziert China sowie Mittel- und Osteuropa als Regionen, von denen die Lieferketten besonders abhängig sind. Damit sich solche Lieferengpässe nicht wiederholen, sind Anpassungen der Lieferketten geplant, vor allem eine Rückbesinnung auf Westeuropa. Bei China halten sich Lieferketten-Ausbau und Rückzug aus bestehenden Lieferbeziehungen die Waage.
Weit überdurchschnittlich von China abhängig zeigten sich vor allem die Mittelständler in der Elektro- und Chemieindustrie sowie im Metall-, Automobil- und Maschinenbau und im Handel. Mit fast 60% der befragten Unternehmen am stärksten angewiesen auf den chinesischen Markt ist die Elektroindustrie, die in großem Maße auf in China hergestellte Vor- und Endprodukte zurückgreifen muss. Aber auch mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen in der Chemie- und Pharmazie gaben an, von China besonders abhängig zu sein. In der Agrarbranche, bei den Dienstleistungen und im Ernährungsgewerbe waren es dagegen nur jeweils rund 20%.
Besonders angewiesen auf Mittel- und Osteuropa sind dagegen vor allem die Mittelständler im Agrarsektor. Eine deutlich überdurchschnittliche Abhängigkeit von Mittel- und Osteuropa zeigt sich zudem bei den ostdeutschen Mittelständlern. In dieser Region am wenigsten betroffen sind dagegen die Befragten in der Elektroindustrie und bei den Dienstleistern. Nach Unternehmensgröße zeigen sich nur recht geringe Unterschiede, wie auch bei China.
Maßnahmen gegen Lieferengpässe
Während sich die mittelständischen Unternehmen beim Abbau der regionalen Ab-hängigkeiten je nach Region sehr uneinig zeigen, ist das bei möglichen allgemei-neren Maßnahmen gegen das Risiko von Lieferengpässen nicht der Fall. So wollen fast zwei Drittel der Befragten ihr Lieferantennetzwerk verbreitern, um auf diese Weise bei möglichen Güterknappheiten in einer Region nicht mehr so stark betroffen zu sein wie bisher. Mehr als die Hälfte der mittelständischen Unternehmen plant zudem einen Ausbau der Lagerkapazitäten, um Engpässe bei Vorprodukten zumindest für eine gewisse Zeit über die eigenen Vorräte ausgleichen zu können. So wäre etwa ein wegen fehlender Vorprodukte notwendig gewordener Produktionsstillstand zu verhindern, jedenfalls so lange die benötigten Vorprodukte nicht längerfristig ausbleiben.
Immer noch rund ein Drittel der befragten Unternehmen will Produktion bzw. Unternehmenstätigkeit oder Geschäftsmodell anpassen sowie die Lieferwege verkürzen („Near-shoring“), also auf nahe Entfernungen und damit bevorzugt auf die Beschaffung auf dem Heimatmarkt oder in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union setzen. Dieses Ergebnis spiegelt die schon bei der Veränderung der regionalen Abhängigkeiten zu beobachtende starke Orientierung der Mittelständler in Richtung Westeuropa wider. Darüber hinaus denkt fast jedes sechste mittelständische Unternehmen über die Abkehr vom „Outsourcing“ nach. Wichtige Tätigkeiten und Dienstleistungen sollen also im eigenen Unternehmen verbleiben bzw. früher einmal nach außen vergebene Produktions- oder Dienstleistungstätigkeiten wieder ins Haus geholt werden. Eine solche Maßnahme senkt die Abhängigkeit von anderen Unternehmen.
Weitere Ergebnisse und Grafiken finden Sie in unserer aktuellen Sonderumfrage zum Download.
Claudia Gerwien
Zentralbereich Firmenkundengeschäft
claudia.gerwien@dzbank.de 040 35900 - 168Ihre Ansprechpartnerin zum Thema Mittelstandsstudien und Sonderumfragen der DZ BANK.