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Mittelstandsumfrage Frühjahr 2022: Erwartungen so schwach wie nur in der Finanzkrise

Obwohl ein Großteil der Corona-Schutzmaßnahmen mittlerweile aufgehoben wurde und sich die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie in Richtung Sommer trotz weiter hoher Inzidenzen tendenziell entspannen dürften, sorgt der Krieg in der Ukraine für eine zunehmende Unsicherheit nicht nur bei den mittelständischen Unternehmen. Dementsprechend gaben die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate in diesem Frühjahr sehr deutlich nach. Vor dem Hintergrund anhaltender Lieferengpässe bei vielen Rohstoffen sowie bei Vor- und Endprodukten sowie angesichts der sehr hohen Preise für Energie und Rohstoffe überwiegt inzwischen sogar die Zahl der Pessimisten im Mittelstand.

Die wirtschaftliche Erholung des Mittelstands nach der Pandemie bleibt also vorerst aus. Das zeigt die aktuelle repräsentative Umfrage von DZ BANK und dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen.

Tendenziell fallen die Erwartungen mit steigender Unternehmensgröße zunehmend weniger pessimistisch aus. Während der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Einschätzungen für die nächsten Monate bei den kleinen Mittelständlern mit weniger als 20 Beschäftigten bei -12 Punkten liegt und sich damit im Vergleich zur letzten Umfrage (-33 Punkte) gegen den allgemeinen Trend verbessert hat, überwiegen bei den großen Mittelständlern mit mehr als 200 Beschäftigten sogar noch die Optimisten. Nach einem Einbruch der Geschäftserwartungen von 36 Punkten auf 4 Punkte fällt es aber selbst in dieser Größenklasse schwer, noch von Optimismus zu sprechen. Auf Branchenebene haben sich die Geschäftserwartungen in allen hier betrachteten Wirtschaftszweigen eingetrübt. Besonders deutlich fiel der Rückgang im Metall-, Maschinen- und Automobilbau und im Ernährungsgewerbe aus. Im Metall-, Maschinen- und Autobau brachen die Geschäftserwartungen binnen eines halben Jahres von 13 Punkten auf -12 Punkte ein, im Ernährungsgewerbe von 30 Punkten auf nur noch 5 Punkte. Hier blieben sie aber immerhin noch im positiven Bereich.  

Erneutes Allzeithoch bei Absatzpreiserwartungen

Die anhaltend hohe Kostenbelastung als Folge von Post-Corona-Boom und Ukraine-Krieg blieb nicht ohne Wirkung auf den deutschen Mittelstand. Die mittelständischen Unternehmen stehen derzeit unter Margendruck wie selten zuvor. Als Folge versuchen die kleinen bis mittelgroßen Unternehmen ebenso wie die internationalen Konzerne, zumindest einen Teil der gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzureichen. Wie die kletternden Erzeugerpreis- und Verbraucherpreisindizes zeigen, gelingt ihnen dies derzeit auch.

Angesichts der beträchtlichen Kostensteigerungen in allen Bereichen klettern die Absatzpreiserwartungen damit erneut auf ein Allzeithoch. Seit dem Jahr 1995 beabsichtigten noch nie so viele Unternehmen, ihre Preise anzuheben: 69% der Mittelständler in Deutschland wollen ihre Preise in den nächsten sechs Monaten erhöhen, weniger als 2% wollen sie senken. Vor einem halben Jahr planten noch lediglich 58% der Befragten Preissteigerungen und immerhin 4% wollten die Preise senken. Und das war damals ebenfalls schon ein neuer Höchststand.

Alle Branchen und Größenklassen erhöhten zuletzt ihre Preise und planen weitere Preissteigerungen

Die Mittelständler planen in allen hier betrachteten Branchen und Größenklassen Preiserhöhungen für die nächsten sechs Monate. Die kleinen und mittelgroßen Unternehmen haben auch bereits in den vergangenen eineinhalb Jahren in allen Branchen und Größenklassen mehrheitlich ihre Preise erhöht. Besonders deutlich fielen die Preissteigerungen in der chemischen Industrie aus. Hier werden Energierohstoffe wie Öl und Gas nicht nur als Energieträger eingesetzt, sondern auch als Vorprodukte für den eigentlichen Produktionsprozess. Aber auch im Handel, im Metall-, Maschinen- und Automobilbau, in der Agrarwirtschaft sowie in der Elektroindustrie fielen die Preiserhöhungen tendenziell überdeutlich aus. Dies gilt ebenso für die kleinen Mittelständler mit bis zu 20 Beschäftigten.

Neben der seit 1995 zwei Mal im Jahr durchgeführten VR Mittelstandsumfrage, einer repräsentativen Umfrage unter 1.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland, enthält der vorliegende Mittelstandsbericht mit der VR Bilanzanalyse eine detaillierte Auswertung der Abschlussdaten, welche mittelständische Firmenkunden für die Jahre 2001 bis 2021 einreichten.

Weitere Ergebnisse

Über die Mittelstandsstudie der DZ BANK:

Die Mittelstandsstudie widmet sich der wirtschaftlichen Lage des Mittelstandes. Seit 1995 wird die Mittelstandsstudie durchgeführt und publiziert. Über die Jahre ist ein einzigartiger Datensatz entstanden, da die Umfrage in sich über den gesamten Zeitraum identisch und vergleichbar geblieben ist.

 

Zweimal jährlich führt die DZ BANK zu wichtigen konjunkturellen Eckdaten eine Mittelstandsumfrage durch. Zu diesem Zweck führt ein unabhängiges Marktforschungsinstitut mit Hilfe eines von der DZ BANK konzipierten Fragebogens rund 1.000 telefonischen und Online-Interviews mit Inhabern, Geschäftsführern und leitenden Angestellten mittelständischer Unternehmen durch. Die Herbstumfrage wird nun schon seit 2013 als gemeinsamer Mittelstandsbericht von DZ BANK und BVR unter dem Titel Mittelstand im Mittelpunkt veröffentlicht.

 

Mittelständische Entscheidungsträger soll die Studie darin unterstützen, die eigene Unternehmenssituation, angestrebte Entwicklungsperspektiven oder Probleme mit den Umfrageergebnissen ihrer Branche zu vergleichen und gegebenenfalls Rückschlüsse für die Unternehmensstrategie daraus zu ziehen.

Die wichtigsten Umfrageergebnisse sind in der Publikation 'Mittelstand im Mittelpunkt' kurz zusammengefasst. Gleichzeitig finden Sie hier auch die wesentlichen Fakten zur Wirtschaftslage und Wirtschaftsentwicklung im Mittelstand.