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Mittelstandsumfrage Herbst 2024: Konjunkturschwäche hält an - Erwartungen mehrheitlich pessimistisch
Auch wenn das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal um 0,1% gewachsen ist, hat sich die Konjunktur in Deutschland im Gesamtjahr 2024 nicht erholen können. Das ausgebliebene Wachstum macht nicht nur den großen Konzernen spürbar zu schaffen, sondern auch der weitaus größeren Zahl mittelständischer Unternehmen. Verglichen mit unserer Frühjahrsumfrage haben sich die Geschäftserwartungen spürbar eingetrübt. So gaben in diesem Herbst nur noch 20% der Befragten an, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten verbessern wird. Dagegen rechneten 27% mit einer Verschlechterung.
Das sind die Ergebnisse der Herbst-Ausgabe der gemeinsamen Mittelstandsstudie von DZ BANK und des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Sie basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen und beinhaltet zudem die VR-Bilanzanalyse.
Geschäftserwartungen: Pessimismus überwiegt
Mit dem aktuellen Rückgang verfehlen die Geschäftserwartungen im Mittelstand mittlerweile bereits seit dreieinhalb Jahren ihren langjährigen Mittelwert von 18,9 Punkten. Zuletzt hatten die Geschäftserwartungen ihren Durchschnittswert in der Frühjahrsumfrage 2021 übertroffen. Das war damals allerdings selbst nur eine kurzfristige Erholung nach der ersten Phase der Corona-Pandemie.
Die aktuelle Eintrübung bei den Geschäftserwartungen zieht sich durch fast alle Segmente des Mittelstands. So verschlechterte sich der Ausblick auf die kommenden Monate in allen hier betrachteten Größenklassen. Besonders stark betroffen zeigten sich jedoch die kleinen Mittelständler mit weniger als 20 Beschäftigten.
Geschäftslage zum dritten Mal in Folge schwächer
Auch die Bewertung der Geschäftslage hat sich in unserer Herbstumfrage verschlechtert, wenn auch nur gering. Dennoch ist das mittlerweile der dritte Rückgang der Geschäftslage in Folge. Aktuell schätzen 63% der befragten Mittelständler ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“ oder sogar mit „sehr gut“ ein. Das ist der gleiche Wert wie vor einem halben Jahr. 37% der Befragten gehen allerdings von einer „eher schlechten“ oder „schlechten“ Geschäftslage aus. Hier ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu unserer Frühjahrsumfrage zu verzeichnen. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten beträgt damit 26 Zähler (Frühjahr 2024: 27 Zähler), was das schlechteste Ergebnis seit dem Frühjahr 2020 darstellt. Damals begann die Corona-Krise.
Unter den verschiedenen Unternehmensgrößenklassen haben lediglich die großen Mittelständler mit mehr als 200 Beschäftigten die Abwärtsbewegung bei der Geschäftslage nicht mitgetragen. Auf Branchenebene bewerteten nur die mittelständischen Dienstleistungsunternehmen sowie die Mittelständler in der Chemie- und Kunststoffindustrie ihre Geschäftslage besser als noch vor sechs Monaten.
Während die Dienstleister vergleichsweise stabil durch die Energiekrise und die Zeit der hohen Inflation gekommen sind, scheinen die mittelständischen Chemieunternehmen ihre Talsohle mittlerweile immerhin weitgehend durchschritten zu haben. Dabei dürften vor allem die wieder niedrigeren Energiepreise geholfen haben. Noch in unserer Herbstumfrage bildete die Chemieindustrie hinsichtlich der Geschäftslagebewertung das Schlusslicht unter den hier betrachteten Branchen. Damals hielten sich gute und schlechte Geschäftslagebewertungen die Waage, inzwischen überwiegen die guten.
Absatzpreiserwartungen steigen
Obwohl die Inflationsraten stark zurückgegangen sind und die Europäische Zentralbank die ersten Zinssenkungsschritte vollzogen hat, bedeutet das nicht, dass die Preise nun wieder sinken werden. Sie steigen aber immerhin deutlich langsamer. Das gilt auch für die Erzeuger- und Absatzpreise der mittelständischen Unternehmen. In den vergangenen sechs Monaten haben diese mehrheitlich ihre Preise erhöht. Allerdings ist der Anteil der Mittelständler, die ihre Preise erhöhen konnten, gegenüber unserer Frühjahrsumfrage spürbar zurückgegangen. Dies gilt für fast alle Branchen. Lediglich die Mittelständler im Ernährungsgewerbe haben wieder verstärkt an der Preisschraube gedreht.
Bürokratie und Fachkräftemangel bleiben "Dauerprobleme"
Als wären die Krisen der vergangenen Jahre noch nicht genug, haben sich auch einige der beklagten aktuellen Problemfelder in echte Dauerprobleme für die mittelständischen Unternehmen entwickelt. So stehen etwa in diesem Herbst erneut die Bürokratiebelastung und der Fachkräftemangel an der Spitze der aktuellen Problemfelder des deutschen Mittelstands.
Während bei der Bürokratie mit 82% der Befragten, denen diese derzeit Sorgen bereitet, das Rekordniveau aus der Frühjahrsumfrage nahezu gehalten wurde, hat sich die Sorge um den Fachkräftemangel etwas beruhigt. Nach 75% der Befragten im Frühjahr bereitet der Fachkräftemangel aktuell „lediglich“ noch 67% der Mittelständler Sorgen.
Der Grund für diesen Bedeutungsverlust dürfte weniger darin liegen, dass der Fachkräftemangel zunehmend unproblematischer von den mittelständischen Unternehmen eingeschätzt wird. Vielmehr sorgt die anhaltend schwache Konjunktur dafür, dass der geplante Personalabbau der Mittelständler in den nächsten sechs Monaten den Personalaufbau übertreffen soll.
Während bei den meisten Problemfeldern die Betroffenheit der Mittelständler in diesem Herbst abgenommen hat, sorgt die schwache Konjunktur gleichzeitig für ein Anwachsen einiger bisher eher untergeordneter Probleme. So beschwert sich mittlerweile fast die Hälfte der Befragten über ihre Auftragslage. Die Konkurrenzsituation belastet inzwischen ein Drittel der Mittelständler und fast drei von zehn mittelständische Unternehmen machen sich Sorgen wegen der Zahlungsmoral ihrer Kunden.
Neben der seit 1995 zwei Mal im Jahr durchgeführten VR Mittelstandsumfrage, einer repräsentativen Umfrage unter 1.000 mittelständischen Unternehmen im Herbst 2024 in Deutschland, enthält der vorliegende Mittelstandsbericht mit der VR Bilanzanalyse eine detaillierte Auswertung der Abschlussdaten, welche mittelständische Firmenkunden für die Jahre ab 2001 einreichten.
Über die Mittelstandsstudie der DZ BANK: Die 58. Umfrage seit 1995
Die Mittelstandsstudie widmet sich der wirtschaftlichen Lage des Mittelstandes. Seit 1995 wird die Mittelstandsstudie durchgeführt und publiziert. Über die Jahre ist ein einzigartiger Datensatz entstanden, da die Umfrage in sich über den gesamten Zeitraum identisch und vergleichbar geblieben ist.
Zweimal jährlich führt die DZ BANK zu wichtigen konjunkturellen Eckdaten eine Mittelstandsumfrage durch. Zu diesem Zweck führt ein unabhängiges Marktforschungsinstitut mit Hilfe eines von der DZ BANK konzipierten Fragebogens rund 1.000 telefonische und Online-Interviews mit Inhabern, Geschäftsführern und leitenden Angestellten mittelständischer Unternehmen durch. Die Herbstumfrage wird nun schon seit 2013 als gemeinsamer Mittelstandsbericht von DZ BANK und BVR unter dem Titel Mittelstand im Mittelpunkt veröffentlicht.
Mittelständische Entscheidungsträger soll die Studie darin unterstützen, die eigene Unternehmenssituation, angestrebte Entwicklungsperspektiven oder Probleme mit den Umfrageergebnissen ihrer Branche zu vergleichen und gegebenenfalls Rückschlüsse für die Unternehmensstrategie daraus zu ziehen.
Die wichtigsten Umfrageergebnisse sind in der Publikation 'Mittelstand im Mittelpunkt' kurz zusammengefasst. Gleichzeitig finden Sie hier auch die wesentlichen Fakten zur Wirtschaftslage und Wirtschaftsentwicklung im Mittelstand.
Claudia Gerwien
Zentralbereich Firmenkundengeschäft
claudia.gerwien@dzbank.de 040 35900 - 168Ihre Ansprechpartnerin zum Thema Mittelstandsstudie der DZ BANK.