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Mittelstandsumfrage Frühjahr 2024: Anhaltende Konjunkturschwäche und Bürokratiebelastung
In unserer letzten Umfrage vor einem halben Jahr schätzten die mittelständischen Unternehmen ihre Geschäftserwartungen nicht einfach nur mehrheitlich pessimistisch ein. Die Erwartungen fielen sogar auf ihr zweitschlechtestes Ergebnis überhaupt, seitdem wir unsere Mittelstandsumfrage im Herbst des Jahres 1995 gestartet haben. Leider haben die mittelständischen Unternehmen mit ihrer Einschätzung Recht behalten: Sowohl im Schlussquartal des vergangenen Jahres als auch im Gesamtjahr 2023 ist die deutsche Wirtschaft geschrumpft. Dass die Rückgänge mit 0,5% und 0,2% nur moderat ausfielen, ist dabei nur wenig tröstlich. Schließlich hat sich die Phase der anhaltenden Konjunkturschwäche in Deutschland damit weiter fortgesetzt.
Das sind die Ergebnisse der Frühjahrs-Ausgabe der gemeinsamen Mittelstandsstudie von DZ BANK und des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Sie basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen und beinhaltet zudem die VR-Bilanzanalyse.
Geschäftserwartungen: Pessimismus weicht
Die Mittelständler in Deutschland blicken in diesem Frühjahr nicht länger mehrheitlich pessimistisch in die nähere Zukunft. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen VR Mittelstandsumfrage. Während 24% der Befragten immer noch angaben, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten sechs Monate „etwas“ oder sogar „stark“ verschlechtern wird, gingen 26% davon aus, dass ihre Geschäfte sich „etwas“ oder „stark“ verbessern werden.
Damit überwiegen die Optimisten unter den Mittelständlern die Pessimisten, wenn auch nur leicht.
Geschäftslage trübt sich dagegen leicht ein
Im Gegensatz zu den Geschäftserwartungen hat sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage im deutschen Mittelstand weiter verschlechtert. Der Saldo aus guten und schlechten Einschätzungen fiel von 37 Punkten in unserer Herbstumfrage auf nun nur noch 27 Punkte. Damit liegt die aktuelle Lage nicht nur deutlich unter ihrem langjährigen Mittelwert in Höhe von knapp 45 Zählern. Sie fiel sogar auf ihr schlechtestes Ergebnis seit Frühjahr des Jahres 2020, also seit dem Beginn der Corona-Pandemie.
Unter den verschiedenen Unternehmensgrößenklassen haben lediglich die großen Mittelständler mit mehr als 200 Beschäftigten die Abwärtsbewegung bei der Geschäftslage nicht mitgetragen. Auf Branchenebene bewerteten nur die mittelständischen Dienstleistungsunternehmen sowie die Mittelständler in der Chemie- und Kunststoffindustrie ihre Geschäftslage besser als noch vor sechs Monaten.
Während die Dienstleister vergleichsweise stabil durch die Energiekrise und die Zeit der hohen Inflation gekommen sind, scheinen die mittelständischen Chemieunternehmen ihre Talsohle mittlerweile immerhin weitgehend durchschritten zu haben. Dabei dürften vor allem die wieder niedrigeren Energiepreise geholfen haben. Noch in unserer Herbstumfrage bildete die Chemieindustrie hinsichtlich der Geschäftslagebewertung das Schlusslicht unter den hier betrachteten Branchen. Damals hielten sich gute und schlechte Geschäftslagebewertungen die Waage, inzwischen überwiegen die guten.
Absatzpreiserwartungen nahezu unverändert
Die Zeit der hohen Inflation scheint auch im Mittelstand vorbei zu sein. Nachdem die tatsächlichen Preissteigerungen der mittelständischen Unternehmen im Herbst nach drei Erhöhungen in Folge erstmals wieder weniger deutlich ausfielen, haben sie sich aktuell kaum noch verändert. Damit erhöhten im vergangenen halben Jahr 44% der befragten Unternehmen ihre Preise, 15% senkten sie.
Größte Probleme: Bürokratie und Fachkräftemangel
Bei den größten aktuellen Problemfeldern im Mittelstand hat es in diesem Frühjahr eine Veränderung an der Spitze gegeben. Fachkräftemangel und Bürokratie haben ihre Plätze getauscht. Damit bereitet nun die Bürokratiebelastung den mittelständischen Unternehmen in Deutschland die größten Sorgen. 82% der Befragten gaben an, dass Bürokratie für sie derzeit ein Problemfeld darstellt. Das ist ein neues Allzeit-Hoch. Vor einem halben Jahr waren es noch drei Viertel der Mittelständler und vor einem Jahr sogar „nur“ 71%.
Der Fachkräftemangel hat dagegen angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche etwas an Bedeutung verloren. Dennoch klagen derzeit immer noch drei Viertel der befragten mittelständischen Unternehmen über Personalknappheit. Zudem dürfte dieses Problem angesichts des Altersstrukturwandels nicht nur den Mittelstand in den nächsten zehn Jahren vor immer größere Herausforderungen stellen.
In die Top-3-Problemfelder des Mittelstands aufgerückt ist in diesem Frühjahr die Sorge um wachsende Personalkosten. Die Lohn- und Gehaltskosten der Mittelständler steigen in Folge des zunehmenden Fachkräftemangels schon seit einigen Jahren. Als Folge von Energiekrise, der daraus resultierenden hohen Inflation und der entsprechend stark gestiegenen Lohnforderungen hat sich dieses Problem zuletzt aber noch einmal merklich intensiviert. Wie bereits vor einem halben Jahr sehen sich auch in diesem Frühjahr wieder mehr als zwei Drittel der Befragten davon betroffen.
Neben der seit 1995 zwei Mal im Jahr durchgeführten VR Mittelstandsumfrage, einer repräsentativen Umfrage unter 1.000 mittelständischen Unternehmen im Frühjahr 2024 in Deutschland, enthält der vorliegende Mittelstandsbericht mit der VR Bilanzanalyse eine detaillierte Auswertung der Abschlussdaten, welche mittelständische Firmenkunden für die Jahre ab 2001 einreichten.
Weitere Ergebnisse
Über die Mittelstandsstudie der DZ BANK: Die 57. Umfrage seit 1995
Die Mittelstandsstudie widmet sich der wirtschaftlichen Lage des Mittelstandes. Seit 1995 wird die Mittelstandsstudie durchgeführt und publiziert. Über die Jahre ist ein einzigartiger Datensatz entstanden, da die Umfrage in sich über den gesamten Zeitraum identisch und vergleichbar geblieben ist.
Zweimal jährlich führt die DZ BANK zu wichtigen konjunkturellen Eckdaten eine Mittelstandsumfrage durch. Zu diesem Zweck führt ein unabhängiges Marktforschungsinstitut mit Hilfe eines von der DZ BANK konzipierten Fragebogens rund 1.000 telefonische und Online-Interviews mit Inhabern, Geschäftsführern und leitenden Angestellten mittelständischer Unternehmen durch. Die Herbstumfrage wird nun schon seit 2013 als gemeinsamer Mittelstandsbericht von DZ BANK und BVR unter dem Titel Mittelstand im Mittelpunkt veröffentlicht.
Mittelständische Entscheidungsträger soll die Studie darin unterstützen, die eigene Unternehmenssituation, angestrebte Entwicklungsperspektiven oder Probleme mit den Umfrageergebnissen ihrer Branche zu vergleichen und gegebenenfalls Rückschlüsse für die Unternehmensstrategie daraus zu ziehen.
Die wichtigsten Umfrageergebnisse sind in der Publikation 'Mittelstand im Mittelpunkt' kurz zusammengefasst. Gleichzeitig finden Sie hier auch die wesentlichen Fakten zur Wirtschaftslage und Wirtschaftsentwicklung im Mittelstand.
Claudia Gerwien
Zentralbereich Firmenkundengeschäft
claudia.gerwien@dzbank.de 040 35900 - 168Ihre Ansprechpartnerin zum Thema Mittelstandsstudie der DZ BANK.