Research-Publikation der DZ BANK AG

Sonderumfrage Investitionen

Sonderumfrage: Mittelstand passt Investitionsverhalten Pandemie und Krieg an

Die Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung hat in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen, und zwar bei weitem nicht nur im deutschen Mittelstand. Angesichts solch unsicherer Zeiten haben viele mittelständische Unternehmen auch ihr Investitionsverhalten angepasst. Investitionen in ein kurz- bis mittelfristiges Wachstum des eigenen Unternehmens wie etwa die Erschließung neuer Märkte traten nach den Erfahrungen der Pandemie und mit dem Krieg in der Ukraine in den Hintergrund. Stattdessen ist die Sicherung des Unternehmens in den Mittelpunkt gerückt. Sei es eher kurzfristig über Investitionen in Kostensenkungen oder langfristig über Investitionen in Digitalisierung und neue Technologien. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der DZ BANK unter 1.000 mittelständischen Unternehmen.  

Ukraine-Krieg erhöht Bereitschaft für Investitionen in Innovationen

Vergleicht man die Ergebnisse dieser nach Beginn des Ukraine-Kriegs durchgeführten Sonderumfrage mit den Ergebnissen vom vergangenen Jahr lassen sich einige Trends identifizieren. Auffällig ist, dass Investitionen in die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen mittlerweile stärker gefragt sind, obwohl oder vielleicht auch weil die Unsicherheit zuletzt zunahm. So planen Mittelständler in fast allen Größenklassen und fast allen Branchen stärker in Digitalisierung, neue Technologien und künstliche Intelligenz zu investieren als vor einem halben Jahr. Wollten hier im Herbst 2020 noch lediglich 37% der Befragten stärker investieren, waren es im Herbst 2021 bereits 49% und im Frühjahr 2022 sogar 57%. Dabei nimmt die Investitionsbereitschaft weiter spürbar mit der Unternehmensgröße zu.

Mittelstand fordert bessere digitale Infrastruktur

Mehr Unterstützung ist gewünscht

Angesichts der großen Herausforderungen, die vor den mittelständischen Unternehmen in Deutschland liegen, sind diese auf externe Unterstützung angewiesen und sich dessen auch bewusst. So fordern mehr als die Hälfte der Befragten berechtigterweise eine bessere digitale Infrastruktur. Schließlich ist etwa ohne einen bundesweit flächendeckenden schnellen Netzzugang eine Digitalisierungsoffensive in Deutschland nicht denkbar, zumindest nicht in ländlicheren Regionen. Aber auch hinsichtlich der Bekämpfung des Fachkräftemangels sind die mittelständischen Unternehmen auf externe Hilfe angewiesen. So wünschen sich 34% der Befragten einen stärkeren Innovations-Schwerpunkt bei Ausbildung und Studium. Knapp 30% der Mittelständler erhoffen sich staatlich unterstützte Anwerbeprogramme für Fachkräfte aus dem Ausland.

Hohe Energiekosten holen Umwelt- und Nachhaltigkeitsthema stärker in den Vordergrund

Die stark gestiegenen Energiekosten sowie die Sorge um möglicherweise ausbleibende Gaslieferungen aus Russland verstärken bei den deutschen Mittelständlern aber auch das Interesse an Umweltthemen. Schließlich hat sich die Kosten-Nutzen-Relation für Investitionen in diesem Bereich mit den stark gestiegenen Preisen für alle Energierohstoffe deutlich verschoben. Viele Energiesparinvestitionen, die vor geraumer Zeit noch unrentabel erschienen, können sich mittlerweile für die Unternehmen durchaus rechnen. Jedenfalls insofern die notwendigen Materialien lieferbar und die benötigten Handwerker verfügbar sind. Daher wollen auch immerhin über 46% der befragten Mittelständler stärker in diesem Bereich investieren.

Höherer Stellenwert: Fortbildung der Mitarbeiter

Die Investitionsbereitschaft der Mittelständler in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren mehr als verdreifacht. Dies geht einher mit dem Ergebnis unserer Frühjahrsumfrage in der am 27. Juni 2022 erschienenen Studie „Mittelstand im Mittelpunkt“. Dort war der Fachkräftemangel nicht nur erneut als wichtigstes aktuelles Problemfeld identifiziert worden. Mit 83% der befragten Mittelständler, die sich um den Fachkräftemangel Sorgen machten, war hier sogar ein neues Allzeit-Hoch zu verzeichnen gewesen.